Rente – Luxus oder Armut?

Weil vor kurzen Fragen zur Rente aufgekommen sind und es (verfehlter Schulpolitik wegen) noch immer etliche Unklarheiten zu dem Thema gibt, mache ich hier mal einen kleinen Blogbeitrag dazu. Da es hier verschiedene Ausprägungen gibt, gerade für Selbstständige, befasse ich mich in erster Linie nur mit dem „Durchschnittlichen“ Angestellten.

Also, was ist die Rente. Wenn man mindestens 40 Jahre einen Teil seines Lohnes in die Rentenkasse eingezahlt hat und 67 Jahre alt ist (theoretisch kann man auch mit 63 in Rente, aber dann gibt es 3,6 % Abzug pro Jahr. Quelle: Dt. Rentenversicherung), dann darf man aufhören zu Arbeiten und bekommt jeden Monat Geld, also seine Rente, vom Staat.
Zu beachten gilt hierbei, dass das Rentenniveau bei 48 % liegt. Bedeutet, man bekommt weniger als die Hälfte an Rente, wie man zuvor vom Arbeitgeber bekommen hat. Hinzu kommt, dass man seine Rente auch noch versteuern muss, also gleich noch einmal weniger.
Aber was bedeutet das in Zahlen? Die aktuelle Durchschnittsrente liegt in den alten Bundesländern (Hessen, NRW, Bayern, ect.) bei 1.620,90 €. (Quelle: Stuttgarter-Zeitung). Nach dem man den Betrag noch einmal versteuert hat, bekommt man nur noch 1.442,60 €. In dieser Durchschnittsrente sind aber auch die ganzen gut und super Verdiener mit drinnen, was das ganze etwas verzehrt, weswegen ich hier mal ein etwas anderes Beispiel heranziehen will.

Herr Meier, Jahrgang 1990 macht in der Firma Beispiel AG seine Ausbildung, wird dort übernommen und bekommt immer wieder ein paar Gehaltserhöhungen, weswegen der 2022 2.800 € Brutto verdient. Er ist Single und hat keine Kinder, weswegen er etwa 1.900 € Netto bekommt.
Wenn er bis zum 67. Lebensjahr arbeitet, dann bekommt er (ohne Renten Anpassungen und bei gleichbleibendem Gehalt) 1.290,00 € Rente. Nach Abzug der Steuern, sind das etwa 1.103,77 €.

Mit den etwa 1.100 € haben wir jetzt mal einen festen Wert, mit dem wir sehen können, was man damit anfangen kann. Bei der nun folgenden Kostenaufstellung nehme ich die aktuellen Werte und berechne KEINE Inflation ein, welche bis 2057 eintreten könnte.

Was hat man also so an Kosten im Durchschnitt im Monat?:
Miete: 779 € (Quelle: Statista.com)
Lebensmittel: 402 € (Tabakwaren sind mit einberechnet) (Quelle: destatis.de)

Das bedeutet, wenn man nur wohnen will und etwas Essen, dann ist man in Deutschland bei durchschnittlich 1.181,00 €. Bedeutet, die staatliche Rente reicht nicht ganz zum Leben. Herr Meier sitzt also bald auf der Straße.
Da die Durchschnittswohnung bei 92 m² (Quelle: destatis.de) liegt und das Defizite bei lediglich etwa 80 € im Monat liegt, wäre die einfachste Methode bei einer Einzelperson in eine kleinere und damit günstigere Wohnung zu ziehen. Das ist leider schwerer wie es klingt, denn zum einen möchte man sein gewohntes Umfeld nicht aufgeben, zum anderen ist es mittlerweile recht schwer eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Also was kann man machen, damit man nicht dieses Schicksal erleben muss. Der einfachste Weg, wäre beim Staat die Grundsicherung (Quelle: fr.de) zu beantragen. Diese bekommt man, wenn man als „Arm“ gilt. Aktuell ist das ein Wert von unter 924 €. (Keine Option für Herrn Meier, denn er bekommt zu viel Rente dafür.) Hier kann man Grundsicherung beantragen, welche man aber jedes Jahr erneut beantragen muss.
Falls man Pflegebedürftig ist, dann kann man hier auch noch extra Unterstützung beantragen.
Die letzte Stütze ist das Wohngeld. Hier kommt es auf verschiedene Faktoren an, ich setze es mal mit etwa 150 € an. Bedeutet Herr Meier kann mit der Beantragung des Wohngeldes seine Wohnung und Umfeld behalten und hat noch etwa 70 € über. Wenn man bedenkt, dass man mehr wie nur Schlafen und Essen will, ist das zu wenig. Was kann man also noch machen, um seine Rente auf ein Lebenswertes-Niveau zu bringen?


Wir haben die gesetzliche Altersvorsorge beleuchtet, aber es gibt ja auch noch den Arbeitgeber. Dieser kann einem nicht nur ein Gehalt, sondern auch eine betriebliche Altersvorsorge bezahlen, wodurch man später mehr hat. Wie sieht diese nun genau aus?
So kann der AG z.b. beim Volkswohl Bund eine Rentenversicherung abschließen. Bei 50 € im Monat, wären das für den Arbeitnehmer bei Rentenbeginn etwa 141 € mehr im Monat. Aktuell gibt es einen Freibetrag von 169,75 €. Bedeutet bei dieser Beispielrechnung wird die Betriebsrente nicht versteuert. Wird der Wert überschritten, fallen 18 % Steuern an.

Machen wir hier mal einen kleinen Zwischenschnitt. Wie sieht jetzt die Lage für Herrn Meier aus.

Einnahmen insgesamt: 1.391,00 €
Rente: 1.100,00 €
Wohngeld: 150,00 €
Betriebsrente: 141,00 €

Ausgaben insgesamt: 1.181,00 €
Miete: 779 €
Lebensmittel: 402 €

Das sieht so doch schon einmal besser aus, denn jetzt hat Herr Meier nach Abzug seiner Fixkosten noch 210 € zum Leben. Was aber auch nicht sonderlich viel ist, denn im höheren Alter kommen meist noch einige Medikamente, Arztbesuche etc. dazu, welche alle Geld kosten. Auch möchte man seine Mobilität behalten. In der Stadt ist das für kurze und mittlere Strecken relativ einfach mit dem ÖPNV. Hier macht es das hoffentlich bald kommende Deutschland Ticket mit 49 € im Monat relativ günstig. Auf dem Land oder bei längeren Strecken ist größtenteils ein Auto die bessere Wahl und das kostet Reparaturen, Tanken und Versicherung. Also was hat man denn noch für Möglichkeiten?

Die 3. Säule der Altersvorsorge ist die private Vorsorge. Beim Beispiel Herr Meier ist das einfach möglich, für Arbeitslose, Geringverdiener oder beim Wohnen in der falschen Umgebung bleibt nicht viel für das private Sparen über. Aber bleiben wir bei Herr Meier. Er schließt wie sein Arbeitgeber beim Volkswohlbund eine eigene Rentenversicherung ab in Höhe von 100,00 € im Monat. Damit kommt er auch noch einmal 313,00 € im Monat.

Theoretisch hat er jetzt durch die 3 Säulen Renteneinnahmen von 1.704,00 €. Da jedoch nun Steuern anfallen, da man über dem Freibetrag liegt, sind das nur noch 1.388,81 €. Also trotz aller Vorsorgen hat man nur noch etwa 200,00 € im Monat über den Fixkosten.
Eine Möglichkeit zur Aufbesserung ist noch neben der Rente noch weiter zu arbeiten. 525,00 € also 6.300,00 € im Jahr darf man hinzuverdienen ohne, dass die Rente gekürzt wird. (Quelle: Dt. Rentenversicherung)

Bedeutet, man muss früh und möglichst viel für die Rente vorsorgen und sich darauf einstellen, dass man seine Ansprüche herunterfahren muss. Das Ganze war hier nur eine Beispielrechnung mit vielen Durchschnittswerten. Bedeutet für jeden sieht es anders aus, weil man mehr/weniger verdient, andere Vorsorgen betreibt oder billiger/teurer wohnt. Es gibt einem jedoch schon einmal einen groben Überblick, was man im Alter erwarten kann. Bei der ganzen Rechnung sind auch keine Rentenerhöhungen oder die Inflation berechnet.

Wenn man also Privat noch mehr machen will wie nur Rente und Rentenversicherungen, der kann sein Geld auch anlegen. Was es hier für Möglichkeiten gibt und welche Risiken diese haben, will ich in Zukunft in anderen Beiträgen beleuchten.

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