Gerade für trans Frauen ist der Bart ein Dauerthema. Denn ein Vollbart sieht nicht gerade sehr weiblich aus und tägliches rasieren bringt nicht viel. Wachs, Epilieren und IPL-Laser bringen nur kurze Erfolge, aber nichts Dauerhaftes.
Um langfristig den Bart loszuwerden, gibt es zwei Möglichkeiten, auf die ich hier etwas eingehen werde. Zum einen gibt es den Alexandrit Laser, den ich mich unterworfen hatte und zum anderen die Bartentfernung per Nadel-Epilation.
Fangen wir aber von vorne an. Beides sind kostspielige Angelegenheiten und die meisten Krankenkassen übernehmen die Kosten. Doch nicht jede Art und bei jeden. Hier muss bei der Krankenkasse nachgefragt werden, um die Voraussetzungen zu kennen. Legt beim Antrag euer Indikationsschreiben bei, den Infozettel des Arztes, bei dem ihr das machen lassen wollt und schreibt so viel Trauer und Belastung in das Antragsschreiben rein wie es nur geht. Drückt auf die Tränendrüse, denn die Krankenkasse gibt es mehrheitlich an den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) weiter und die entscheiden dann, ob sie es euch bezahlen oder nicht.
Mein erster Antrag für die Kostenübernahme wurde abgelehnt. Hatte dann meinen Hautarzt gebeten sein Schreiben noch einmal etwas anders zu formulieren und hab dann Einspruch eingelegt und mir wurde die Kostenübernahme genehmigt. Lasst euch also nicht entmutigen, wenn zuerst eine Absage kommt.
Bartentfernung per Nadel-Epilation
Was bedeutet diese Behandlung? Es ist die dauerhafteste und effektivste Möglichkeit um die Barthaare loszuwerden.
Hier wird eine sehr feine Nadel aus medizinischem Stahl durch den Haarkanal bis zur Wurzel eingeführt und die Wurzel dann mit einem Stromimpuls zerstört.
Es ist effektiv, aber auch schmerzhaft und sehr langwierig. Einige in meinem Umfeld sprachen schon von einigen hundert Stunden, bis alles weg ist. Da hier Kosten von 50 bis 100 Euro pro Stunde anfallen auch sehr kostspielig.
In der Theorie übernimmt die Krankenkasse die Kosten, wenn es sich um einen Arzt handelt. Nach einem Gerichtsurteil von 2016 müssen aber auch andere Stellen (Kosmetiker) bezahlt werden, wenn kein Arzt das übernimmt, bzw. machen kann. In einem späteren Artikel steht jedoch, dass dies die Krankenkasse doch nicht übernehmen müssen. Auch kommt es wie bei allen Maßnahmen stark auf die Krankenkasse drauf an. Klärt also am besten alles ab und lasst euch von einer ersten Absage nicht entmutigen.
Vorteil:
-Effektiv und dauerhaft
-Klappt bei allen Haarfarben
Nachteil:
-Langwierig
-Schmerzhaft
Bartentfernung per Laser
Hier kommen wir zu dem, was ich habe machen lassen. Da ich Nadeln hasse, war für mich klar, dass eine Nadel-Epilation nicht infrage kommt, das wäre für mich eine zu große mentale Belastung gewesen. Ich habe deswegen einen Hautarzt in Frankfurt gefunden, der dies macht und möchte hier so umfänglich wie möglich meine Erfahrung schildern.
Wo habe ich es machen lassen?
Dr. med. Florian Velten
Fürstenbergerstraße 163
60322 Frankfurt am Main
Es handelt sich hier um eine kleine Praxis in einem Eckgebäude ohne eigene Parkplätze, aber guten Anbindungen mit öffentlichem Verkehrsmittel. Den Termin macht man per Telefon oder dann vor Ort aus.
Der Arzt ist freundlich und vom Verhalten eher dem Buddhistischen zugeneigt, wenn ich die Begrüßungsworte nicht falsch einsortiere. Beim ersten Termin hat er sich meinen Bart betrachtet, den ich vorher 3 Tage lang nicht rasieren durfte.
Zum Glück habe ich eine ziemlich helle Haut und dunkle Haare, damit bin ich sehr gut für den Laser geeignet. Er hat mit mir den ganzen Vorgang besprochen und erklärt, dass mit seinem Laser (dem Porsche unter den Lasern, wie er ihn genannt hat) nur 8 Behandlungen notwendig sind. (Bei anderen können es bis zu 20 Behandlungen sein). Im Sommer muss ich unbedingt an Sonnenschutzcreme denken, denn sonst drohen Pigmentverschiebungen, welche sich nicht beheben lassen. Dies hat er mir im Sommer dann auch nach jeder Sitzung eingebläut. Empfohlen wird Minimum ein Sonnenschutz von Faktor 25.
Was für ein Laser wurde verwendet?
Dr. Velten verwendet den GentleMax Pro einen Alexandrit-Laser. Dieser Laser ist auch wirklich eins der Top-Geräte und arbeitet mit den Wellenlängen 755nm für Hauttyp I-III und 1064nm für Hauttypen IV-VI.
Der Laser ist damit stark genug, um sogar dünne/feine Haare zu erwischen. Auch hat mir eine (Ersatz-)Ärztin, die ich einmal hatte, erklärt das auch weiße Haare noch minimale Melatonin, also Farbpigmente besitzen, auf die dieser Laser ebenfalls anspricht. Natürlich nicht so gut wie auf schwarze Haare, aber es reicht, dass ich nichts mehr von meinen paar weißen Haaren bemerke.
Solltet ihr also den Laser in Betracht ziehen, dann sprecht mit eurem entsprechenden Arzt, welchen Laser dieser verwendet und ob er bei euch auch klappt.
Behandlungsdauer:
Im Normalfall werden 8 Sitzungen bei Dr. Velten angesetzt. Bei der 6. Sitzung hatte ich dann von ihm erfahren, dass auch nur 6 Sitzungen möglich sind, wenn man ganz gut darauf anspricht. Obwohl ich laut ihm zur Top 10 gehöre an Patienten die es am besten verkraften waren wir dann trotzdem bei 8 Sitzungen geblieben.
Bedeutet, es könnten auch noch ein paar Sitzungen mehr sein, wenn es nicht ganz so gut klappt.
ABER! Hier kommt der erste Nachteil vom Laser. Er ist nicht richtig dauerhaft. Ja es werden etliche Haare dauerhaft zerstört, aber es werden auch auf Jahre noch welche nachkommen. Es wird also empfohlen, die Behandlung dann noch 1–2-mal im Jahr zu wiederholen.
Ein Bartwuchs wie vor der Behandlung sollte jedoch nicht mehr auftreten. Ich selbst habe jetzt seit einigen Wochen meine 8. Sitzung durch und bemerke aktuell nichts mehr an Bartwuchs. Ich werde deswegen vorerst keine Sitzung mehr in Anspruch nehmen und erst einmal schauen, wie sich das ganze entwickelt. Kann also sein, dass ich in einigen Monaten ein Update schreibe.
Die Behandlung:
Voller Aufregung komme ich zur ersten Sitzung mit einem 3-Tage-Bart und kann es kaum abwarten, dass ich dann auch damit durch bin. Das Ganze findet in einem extra Raum mit einer gemütlichen Plüschliege statt. Auf dieser nehme ich auch Platz. Meine Brille muss ich abnehmen und bekomme dafür eine komplett schwarze Brille und soll zur Sicherheit auch die Augen schließe. Und dann begann es.
Er setzt den ersten Laserpunkt am Oberlippenbart, direkt unterhalb der Nase. Schmerzen!!! Es ist nun halt mal ein starker Laser und der fühlt sich bei der ersten Sitzung an, als würde man mit einem glühenden Eisenstück durch das Gesicht fahren.
Der erste Laserpunkt war als Vorwarnung, dann fängt er an durchzuziehen. Er lässt mir jedoch zum Glück immer wieder ein paar kurze Pausen, um mit dem Schmerz fertig zu werden. Ich habe trotzdem weinen müssen.
Nach dem man durch ist, schmiert er einem noch ein Aloe vera Gel ins Gesicht, um Entzündungen zu vermeiden. Damals bin ich noch für eine Weile wieder zurück zur Arbeit. Dort angekommen, habe ich mein Gesicht erst einmal mit kühlem Wasser abgewaschen und abgekühlt, um mit dem noch immer brennenden Schmerz klarzukommen. Zu Hause habe ich dann noch einmal eigenes Aloe vera Gel darauf gemacht.
Keine Angst, die schlimmsten Schmerzen hat man bei der ersten Sitzung und nach der 3. ist der Schmerz gut auszuhalten und nicht mehr ganz so schlimm.
Bei der 2. Sitzung hatte ich dann auch erfahren, dass es die Möglichkeit auf eine Betäubungscreme gab. Darauf hatte ich erst bei der 6. Sitzung zurückgegriffen, da es hieß, hier werde mit einer extra Einstellung die weißen Haare „zertrümmert“. Danach wollte ich lieber die Schmerzen, denn zum einen hatte ich nicht das Gefühl, dass der Schmerz weniger geworden war und zum anderen war mein Gesicht auch 6 Stunden nach der Behandlung ein gefühlloser Klumpen. Gerade meine Nase hat sich seltsam angefühlt.
Bei der 8 und letzten Sitzung hat er mich dann damit überrascht, dass er den Laser auf die höchste Stufe eingestellt hat, welche geht, ohne Verbrennungen zu verursachen. Die Schmerzen waren mit der 2. Sitzung zu vergleichen, hat aber gut die letzten Haare weggebrannt. Ich fühlte mich danach wie ein Brathühnchen und hätte danach vielleicht nicht mehr in die Öffentlichkeit gehen sollen, wie mir der Blick des Dönermannes gezeigt hat. Mein Gesicht war nämlich extrem rot geworden.
Kosten:
Die Krankenkasse hat zwar zugesagt, dass sie die Kosten übernimmt, aber ich muss die 148,81 Euro pro Sitzung vorstrecken. Aktuell warte ich auf die letzte Rechnung, danach reiche ich diese bei der Krankenkasse ein und hoffe, dass sie mir schnell die 1.190,48 Euro die angelaufen sind zurückerstatten.
Der Arzt:
Wie anfangs beschrieben, würde ich sein Verhalten im Buddhistischen einordnen. Er ist so weit auch freundlich, aber in manchen Bereichen auch ein Trampeltier. So dürfte ich mir zum einen auch mal anhören, dass er an dem Tag schon 3 Transsexuelle da hatte und die sahen Top aus. Würde aber nicht heißen, dass ich nicht auch gut aussehen würde.
An dem Tag war ich wie normal mit meinen Arbeitsklamotten da, also eher mit pragmatischen und männlich aussehenden Klamotten.
Solche Sprüche kamen ein paar mal. Nett gemeint, aber weit am Ziel entfernt. Wenn dann der Arzt danach auch mit einem starken Laser im Gesicht arbeitet, traut man sich auch nicht etwas zu sagen.
Vorteil:
-wenige Sitzungen
-weniger Schmerzen als bei der Nadel-Epilation
Nachteil:
-funktioniert nicht bei allen
-nicht dauerhaft
Das waren jetzt meine Erfahrungen mit der Laser Epilation. Ich hoffe, dass ich damit einigen weiterhelfen konnte. Bitte beachtet, dass ich Laie bin und nur meine Erfahrungen plus Google Suche zur Erstellung genutzt habe. Es ist keine medizinische Beratung und sprecht bitte alles genau mit euren Ärzten ab.
Ein Gedanke zu „Meine Erfahrung mit der Bartentfernung per Laser“